Phantom Power
Alejandro Bachmann
Zur Ausstellung “Phantom Power” von Bernd Oppl
In Bernd Oppls Arbeiten im Rahmen der Ausstellung „Phantom Power“ verdichten sich mehrere thematische und ästhetische Stränge, die die Arbeiten des Künstlers seit längerem durchziehen. Wobei jedes Verdichten in diesem Fall ein nur weiteres Auffasern ist: Denn Oppls Arbeiten – egal ob in Form von Modellen, Fotografien, Soundinstallationen oder Bewegtbildwerken als Projektionen und auf Displays – handeln ganz grundsätzlich vom Unsicher-werden der Wahrnehmung in einer Welt, in der Sichtbares und Hörbares stets materiell (das Magnetband, der Beton, das Glas, der White Cube usw.) und virtuell zugleich und die Welt damit zumeist in einem unheimlichen Zwischenraum zu verorten ist: anwesend und abwesend, berührbar und ephemer, äußerlich und internalisiert, allumfassend und radikal eingeengt zugleich.
Ist <Liquid Crystal> ein Werk auf einem Display, das Werk des Displays oder – ganz trivial – ein kaputtes Display? Und wenn es letzteres ist, kann ich mir sicher sein, dass die liquide Wolke, die den trockenen Beton des Raumes in <Water in my Eye> geisterhaft heimsucht nicht eigentlich auch ein Fehler in der Projektion des Beamers ist? Oder blicke ich genau genommen – wie der Titel es nahelegt – auf das Innere meines Auges, das eine aufgeräumte Kammer ist, die einerseits Licht in Bewegung verarbeitet und dabei anderseits von organischen Flüssigkeiten permanent vorm Austrocknen bewahrt werden muss? Diesen Arbeiten sehend und hörend zu begegnen, bedeutet immer auch denkend und fühlend in diese sich bewegenden Schleifen einzutreten, die etwas umschreiben, ohne es je ganz zu fixieren. <Phantom Power> besteht aus 3 Magnettonspuren, auf die der Künstler Tongebilde aus dutzenden Geräuschen komponiert hat, die optische Apparaturen von sich geben. Die Maschinen des Sehens werden zu Klangerzeugern, die aus ihnen erzeugten Klänge wiederum triggern drei Neonlampen, deren Farben gemeinsam das RGB-Spektrum ergeben. Das Instrumentarium des Sehens wird zum Ton, der wiederum Sichtbares hervorbringt, sinnliche Kanäle mutieren, verschwinden und tauchen doch wieder auf und betonen in dieser geloopten Bewegung gerade die Unabschließbarkeit dieser Erkenntnis.
Die präzisen Formen, die ausgestellten Materialitäten, die filigrane Genauigkeit der Arbeiten suggerieren Kontrolle, laden zum sich sicher fühlenden Verweilen ein, um, sobald man sich darauf einlässt, ästhetische Formationen zu zeitigen, in denen die eigene Position, das Verständnis von Realität augenblicklich porös wird. <get in> handelt von diesem Moment der Uneindeutigkeit, die kein Ende nehmen wird: Wieder und wieder bewege ich mich durch einen quadratischen Tunnel, der den Betonquader vor mir durchzieht, ein Tunnel, der Dimensionen zwischen Betrachter*in, Objekt und Galerieraum ins Schwanken bringt, tatsächlich da und doch durch und durch virtuell (aufgezeichnet, gespiegelt, simuliert) ist.