Hidden Rooms

Kunstraum Dornbirn 2019

„In meiner Arbeit spüre ich der Frage nach, in welchen Räumen wir uns bewegen: in fremden und selbst geschaffenen, in realen und virtuellen Architekturen, in äußeren und inneren, in physischen und psychischen Räumen. Durch welche gesellschaftliche Veränderungen und Technologien werden diese Räume geformt und beeinflusst. Wann tauchen neue Raumgestalten auf oder verschwinden wieder aus unserem Leben. Üblicherweise sind Räume Container für Lebenssituationen. In den Räumen spielt sich das Leben ab. In meinen Objekten und Installationen werden die Räume selbst zu Protagonisten und beginnen von sich aus zu erzählen, was in ihnen geschieht oder nicht geschieht.

Für den Kunstraum Dornbirn entsteht ein architektonisches Setting, angelehnt an das nicht mehr existierende erste kommerzielle Filmstudio von William K. L. Dickson mit dem Namen „Black Maria“. Dieser Filmstudio-Prototyp ist Architektur und Apparat zugleich: ein Gebäude gemacht für die Filmkamera, eine erste Black Box für die Abbildung und Aufzeichnung, – ganz in künstliche Dunkelheit gehüllt. Dieser Raum ermöglicht die Inszenierung illusionärer Räume für das Medium Film. Das architektonische Setting im Kunstraum zeichnet diesen frühen Medienraum nach. Meine Version der „Black Maria“ ist eine fragmentierte, schemenhafte Übersetzung des historischen Vorbilds. Manche Wände und Elemente sind nur angedeutet und wirken wie Drahtgitterdarstellungen aus einer 3D-Grafiksoftware. Das ruinenhafte Äußere gewährt Einblicke in das Innere des angedeuteten Filmstudios. Gleichzeitig bleibt der Blick offen für den Ort, in dem sich diese Konstruktion befindet: den Kunstraum. Zu hören ist eine Soundhülle, die sich subtil über den Ausstellungsraum legt. Das eigens für diese Arbeit komponierte Stück von Andreas Kurz ist der Soundtrack des Films, der im Inneren der Architektur gezeigt wird. Bei dem Film handelt sich um ein in Echtzeit generiertes Video, welches mittels eines Apparates realisiert wird, der sich in der Mitte des Raumes befindet. Auf der Videoleinwand erscheint erneut das Skelett der „Black Maria“; in Weiß schwebend in einem schwarzen Raum rotiert das Filmstudio um sich selbst. Blickt man in das Innere des trapezförmigen Apparats, der diese Bilder erzeugt, taucht die Form der „Black Maria“ in Miniaturform auf.

Wie ein Echo wiederholt sich die „Black Maria“ und führt vom Großen ins Kleine, vom Realen in die filmische Abbildung. Neben dieser Apparatur finden sich an den schwarzen Wänden des Innenraums der „Black Maria“ Kuben. Diese Objekte sind miniaturisierte Dioramen, hergestellt im 3D-Druck-Verfahren, die den Betrachter in unterschiedliche Szenerien führen. So ist zum Beispiel das Szenario eines Internetcafés in einem dieser Kuben zu sehen. Die Monitore des Internetcafés zeigen die Screensafer-Animation eines Sternenhimmels. Eine weitere Szene führt in eine Karaoke-Bar, in der flackerndes Diskolicht den leeren Raum abtastet, auf dem Monitor ziehen die Textzeilen von James Blakes Song <Retrograde> vorbei. Die unterschiedlichen Szenen regen Assoziationen an, die von einem Vorstellungsraum in den nächsten führen. Das Setting im Kunstraum inszeniert ein Wechselspiel von Mikro- und Makro-Welten.“ Bernd Oppl

Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit der Galerie Krinzinger Wien  und der Kulturabteilung der Tiroler Landesregierung realisiert und unterstützt von Kaufmann Bausysteme GmbH  und Mayr-Melnhof Holz, Reuthe.